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Κυριακή 8 Ιανουαρίου 2017

Was Feminismus bedeutet *KOMMENTAR VON LAURIE PENNY

Eine bunte Matroschkapuppe vor lilafarbenem Hintergrund


Etwas hat sich verändert in diesem Jahr. Die Spielregeln haben sich geändert.
Es ist nicht mehr zu übersehen, dass da ein Krieg läuft, ein heftiger und brutaler Kulturkrieg, dessen größte Schlachten erst noch kommen.
Viele glauben irrigerweise, dieser Krieg würde zwischen dem Islam und dem 
Westen gekämpft oder zwischen mehrheitlich weißen Nationen und dem 
Mittleren Osten. Sie liegen falsch.
Der Krieg tobt zwischen jenen, die Fortschritt, Toleranz und Menschenrechte 
für unabdingbar halten, und den anderen. Zwischen jenen, die an eine 
lebenswerte Zukunft glauben, und jenen, die sich in eine mystifizierte 
Vergangenheit zurücksehnen. Der Krieg wird innerhalb von Nationen gekämpft, 
innerhalb von Gemeinden, von Familien, ja manchmal sogar innerhalb eines 
einzelnen Menschen. Und wenn wir diesen Krieg nicht gewinnen, verlieren alle 
– sogar die auf der „anderen“ Seite.
Vor fast genau einem Jahr wurden in Köln Dutzende Frauen sexuell belästigt, offensichtlich von muslimischen eingewanderten Männern. 
Seit diesen Angriffen habe ich zu hören bekommen, der „westliche“ Feminismus 
sei gescheitert, die wahren Beschützer von Frauen wie mir seien die weißen 
Nationalisten. Es hieß auch, der Feminismus trage eine Schuld am Aufstieg des Rechtspopulismus überall auf der Welt: dass wir mit unserem Gejammer über 
solche belanglosen Themen wie Geschlechter- und Identitätsfragen die Linke 
gespalten hätten, dass wir nur endlich unsere Mäuler und unsere Schenkel 
geschlossen halten und uns auf die Klassenfrage konzentrieren sollten, 
dann könne der Faschismus auch geschlagen werden. Das ist Unsinn.
Feminismus ist keine irgendwie alberne Flause im Kampf gegen den Faschismus. 
Er ist für diesen Kampf essentiell. Eines der vielen Dinge, die die neuen Autoritären verbindet – unabhängig von ihrem Glauben oder ihrer Herkunft – ist ihre Verachtung 
der weiblichen Befreiung. Schau dir die politischen Ideen der amerikanischen Neonationalisten oder der deutschen AfD an und du findest die gleichen Ansichten 
über die angemessene Rolle von Frauen und Mädchen: Wir sollen ruhig und 
gehorsam sein, dekorativ und gottesfürchtig, Hausfrauen und Mütter. 
Wir verdienen weder Selbstbestimmung über unseren Körper noch Schutz 
vor Gewalt oder das Recht auf Gesundheitsversor gung.
Es geht um männliche Vorherrschaft
Neofaschismus ist im Kern ein Männlichkeitskult: Männliche Stärke im 
Allgemeinen wird verehrt, und gewalttätige starke Männer im Besonderen. 
Man vergisst das gern mal, weil die neofaschistische Rhetorik sich so sehr 
auf Rasse und Nation konzentriert und die ersten Opfer Migranten, People 
of Colour und Angehörige religiöser Minderheiten sind. 
Aber beim Neofaschismus geht es mindestens ebenso sehr um männliche 
wie um weiße Vorherrschaft.
So viel sie auch jeden Tag davon reden, wie sehr doch westliche 
– sie meinen weiße – Frauen durch die ethnisch und religiös andersartigen 
Einwanderer bedroht seien, so sehr geht es ihnen doch gleichzeitig darum, 
diese Frauen ihrer sexuellen und reproduktiven Selbstbestimmung zu berauben. 
Muslimen und Einwanderern muss es verwehrt bleiben, westliche Frauen zu missbrauchen, aber die Kehrseite davon ist, dass westliche Männer das straffrei 
tun dürfen: Es ist ein Wettstreit verschiedener Stile patriarchaler Gewalt.
Sie fordern den Respekt gegenüber Frauen ein, aber Migrantinnen und Frauen 
of Colour sind die häufigsten Opfer jener, die Gewalt auf der Straße als legitimen 
Ausdruck politischer Meinungen ansehen. 
Übergreifender Feminismus ist ein Rahmen für den Widerstand gegen dieses 
neue und furchterregende Narrativ. Fortschrittlicher, kompromissloser, 
antirassistischer Feminismus wird in dieser kommenden Auseinandersetzung 
von zentraler Bedeutung sein.
Online erprobte Bedrohungs-Techniken
Die neue Rechte ist schon immer bei Genderthemen völlig durchgedreht. 
Viele der Techniken von Bedrohung und Herumtrollen, die jetzt benutzt wurden, 
um extremistische Führer an die Macht zu bringen, wurden in den letzten fünf 
Jahren online erprobt, als sich Gruppen von Männern und Jungs 
zusammenschlossen, um „Feminazis“ mundtot zu machen und Frauen aus 
dem Internet zu drängen. Einige von uns haben schon vor Jahren deswegen 
Alarm geschlagen und darauf hingewiesen, dass auch junge weiße Männer 
sich radikalisieren und in gewalttätige rassistische und frauenfeindliche 
Fantasien abrutschen, und dass das ernstgenommen werden sollte. 
Es macht mich nicht glücklich, recht gehabt zu haben.
Es wird in den kommenden Jahren viele neue Versuche geben, 
frauenpolitische Ansätze kaputtzumachen und Frauen entlang Fragen der 
Ethnizität, der Klasse und der Identität zu spalten. Es wird einen Wettstreit unterschiedlicher autoritärer Anschauungen darüber geben, wie gut eine 
Frau sein sollte, wie sie aussehen sollte, wie sie arbeiten sollte, wann sie 
sprechen sollte, wen und wie oft und mit wessen Erlaubnis sie vögeln sollte. 
Es geht jetzt wirklich darum, was Feminismus bedeutet und warum er wichtig ist.
Ein Gutes an Hillary Clintons Niederlage ist, dass wir vielleicht endlich die 
Vorstellung vergessen können, dass ein vertrockneter, liberaler Feminismus, 
der sich auf die Sorgen wohlhabender weißer Frauen im Westen konzentriert, 
jemals ausreichen könnte. Es ist vielleicht zu viel gehofft, auch die endlosen 
Diskussionen in der Presse darüber loszuwerden, welche Berühmtheiten 
Feministinnen sind oder nicht, ob es feministisch ist, sich die Beine zu rasieren 
oder ob sich Lippenstift und Frauenbefreiung vertragen, als ob Feminismus 
auch nur eine weitere Kategorie zur Beurteilung von Frauen und ihrer 
Mängel wäre. Das Private ist natürlich immer noch politisch, und intime Dinge 
sind immer noch wichtig – aber vielleicht können wir es jetzt mal vermeiden, 
das Politische ausschließlich ins Private zu ziehen.
Schönheitskultur, Aussehen und Beziehungsfragen sind alles feministische 
Themen – sogar mehr noch angesichts der Wiederkehr einer konservativen Kultur, 
die von Frauen homogene, gehorsame Weiblichkeit einfordert, die will, dass 
wir den glatten, geschmeidigen Family-First-Frauen der Trump-Regierung 
nacheifern, mit ihrem scheuen Lächeln, das sie aussehen lässt, als würde 
ihnen jemand eine Waffe in den Rücken halten. 
Aber rassistischer Hass ist auch ein feministisches Thema. Sozialstaat, Gesundheitsversorgung und wirtschaftliche Gerechtigkeit sind feministische 
Themen, und der neue Faschismus verlangt einen neuen, schärferen 
feministischen Widerstand. Glücklicherweise passiert das bereits.
Sich heute Feministin zu nennen ist radikaler und gefährlicher als 
letztes Jahr. Feminismus ist natürlich nicht nur eine Identität, sondern ein 
Prozess, ein Verb, eine Bewegung. Aber Widerstand fängt im Herzen an, 
und wenn ich mich selbst Feministin nenne, dann ist das ein Statement des 
Widerstands gegen den globalen Männlichkeitskult. Wenn ich mich Feministin 
nenne, erinnere ich mich selbst und alle, die zuhören, dass mein Körper 
und mein Leben nicht der rechtmäßige Besitz irgendeines Mannes sind, 
ob im Weißen Haus, im Repräsentantenhaus oder bei mir zu Haus.
Feminismus als Krebszelle
Deswegen sind die heutigen Faschisten so besessen vom Feminismus als 
einer zersetzenden Macht. Sie nennen ihn eine Krebszelle, und das Bild 
passt schon, denn wenn er einmal im Herzen ist, wird er sich weiterfressen, 
wird die Person, den Haushalt, die Familie, die Stadt, die Welt verändern. 
Wenn das Krebs ist, will ich keine Heilung.
Es gibt überall Milliarden von Frauen, die nicht einfach zuschauen werden, 
wie die von unseren Vormüttern hart erkämpften Fortschritte von lächerlichen 
korrupten Fanatikern und kleinen Tyrannen kaputtgemacht werden, aus 
welchem Glauben heraus oder in welchem Land auch immer. 
Jeder Faschist weiß, dass Freiheit eine Bedrohung sein kann, aber die 
Frauen und Mädchen von heute sind damit groß geworden. 
Wer von ihnen erwartet, sie im Namen eines Nationalstolzes wieder 
aufzugeben, hat einen heftigeren Kampf vor sich, als er sich vorstellen kann.
taz.am wochenende Genscher. Westerwelle.Scheel. 
Drei ehemalige FDP-Außenminister sind 2016 gestorben. Ein vierter, Klaus Kinkel, 
redet über den Tod und seine Partei. 
Das Gespräch lesen Sie in der taz.am Wochenende vom 31. Dezember, in der wir 
auf die Toten des Jahres zurückblicken, darunter Zaha Hadid, Jutta Limbach, 
Muhammed Ali und Fidel Castro. 
Außerdem: ein Comic erzählt die Geschichte von Mohamad Waseem Maaz, 
der in Aleppo als Kinderarzt Leben rettete. Und: Schon über 16 Jahre arbeitet 
David Brighton als David-Bowie-Double. Am Kiosk, eKiosk oder gleich im praktischen Wochenendabo.
Schönheitskultur, Aussehen und Beziehungsfragen sind alles feministische 
Themen – sogar mehr noch angesichts der Wiederkehr einer konservativen 
Kultur, die von Frauen homogene, gehorsame Weiblichkeit einfordert
Schönheitskultur, Aussehen und Beziehungsfragen sind alles feministische 
Themen – sogar mehr noch angesichts der Wiederkehr einer konservativen 
Kultur, die von Frauen homogene, gehorsame Weiblichkeit einfordert
Laurie Penny 1986 in London geboren, ist eine britische Journalistin, 
Autorin, Bloggerin und Feministin. 
Sie schreibt für The Independent, The Guardian, The Times und den 
New Statesman. Unter „Penny Red“ betreibt sie einen Blog. 
In ihren Büchern „Fleischmarkt“ und „Unsagbare Dinge“ (beide auf Deutsch im Nautilus Verlag erschienen) thematisiert sie auch ihre frühere Anorexie-Erkrankung, die sie als Symptom der Entfremdung weiblicher Körper im Kapitalismus versteht. 1698701
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FRAUENRECHTE VS. RECHTSPOPULISMUS

Was Feminismus bedeutet

KOMMENTAR VON LAURIE PENNY

Foto:  cydonna/photocase

http://m.taz.de/Frauenrechte-vs-Rechtspopulismus/!5366522;m/

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